Das Sachsenhausen-Komitee in der Bundesrepublik Deutschland e.V. versteht sich von Beginn an als Interessenvertretung der ehemaligen Häftlinge des Konzentrationslagers Sachsenhausen sowie ihrer Angehörigen und Nachkommen und hat sich bereits mit seiner Gründung im November 1997 für Interessierte und besonders für die junge Generation geöffnet. Es entsprach in erster Linie dem Wunsch der ehemaligen Häftlinge, dass ihr Vermächtnis auch in Zukunft bewahrt wird und ihre Interessen auch weiterhin vertreten werden
03.12.2021
Internationales Sachsenhausen Komitee fordert Stadtverordnete auf, Straßenbenennung nach Gisela Gneist zu korrigieren
Im vergangenen Jahr wurde durch die Mehrheit der Oranienburger Stadtverordnetenversammlung beschlossen, eine Straße im neuen Wohngebiet "Aderluch" nach der Speziallager-Internierten Gisela Gneist zu benennen.
Der Beschluss traf im In- und Ausland auf Empörung und großes Unverständnis, auch bei den Mitgliedsverbänden des Internationalen Sachsenhausen Komitees (ISK) in zahlreichen europäischen Ländern.
Das neue Wohngebiet befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen KZ-Außenkommandos „Zeppelin". Hunderte Häftlinge mussten hier zwischen 1942 und 1945 Zwangsarbeit leisten. Dieser Ort steht im engen historischen Zusammenhang mit dem Konzentrationslager Sachsenhausen.
Für uns ist es eine Selbstverständlichkeit, dass auch die Leidensgeschichte der Internierten ehemaliger Speziallager in angemessener Art und Weise in der Erinnerungskultur berücksichtigt wird. Dennoch war dieser Beschluss für die ehemaligen Häftlinge des Konzentrationslagers Sachsenhausen und ihre Nachkommen ein Affront, der jede Empathie und Sensibilität vermissen ließ.
Für das ISK wurden durch die Autoren des Gutachtens, Prof. Dr. Frank Bajohr und Prof. Dr. Hermann Wentker, die im letzten Jahr vorgebrachten Bedenken bestätigt. Wir halten auch weiterhin eine Benennung einer Straße nach Gisela Gneist für nicht tragbar. Wer jede Anerkennung wissenschaftlich belegter Tatsachen über die Geschichte der Speziallager verweigert, wer die Opfer des Nationalsozialismus beleidigt und auch Kontakte ins rechte und rechtsextreme Spektrum nicht scheut, kann und darf nicht auf diese Weise geehrt werden.
Unabhängig von der Person Gisela Gneist und ihrer mehr als problematischen Rolle als Vorsitzende des Speziallager-Opferverbandes, vertritt das ISK nach wie vor die Auffassung, dass auf dem authentischen Gelände eines ehemaligen KZ-Außenkommandos keine Straße nach einem Speziallager-Häftling benannt werden darf, um auch im Straßenbild keine geschichtsklitternde Verschmelzung beider historischer Perioden zuzulassen.
Bei allem Respekt vor dem Oranienburger Stadtparlament fordern wir die Stadtverordneten auf, ihren kontroversen Beschluss aus dem Jahre 2020 im Lichte des IfZ- Gutachtens noch einmal zu überdenken und aus Respekt vor den ehemaligen Häftlingen des Konzentrationslagers Sachsenhausen zu korrigieren.
Wer für sich – wie es in der gestrigen Verlautbarung der Stadt Oranienburg geschehen ist – eine differenzierte Erinnerungskultur reklamiert, die keine Relativierung der Geschichte des Nationalsozialismus zulässt, kann keine Ehrung Gisela Gneists durch eine Straßenbenennung befürworten.
Das Internationale Sachsenhausen Komitee dankt der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten für die Beauftragung eines unabhängigen Gutachtens durch das renommierte Institut für Zeitgeschichte. Die im Gutachten dargelegten Fakten sprechen für sich. Jetzt sind die Oranienburger Stadtverordneten am Zuge.
Andreas Meyer
Vizepräsident des Internationalen Sachsenhausen Komitees
Dik de Boef
Generalsekretär des Internationalen Sachsenhausen Komitees
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76. Jahrestag der Befreiung
der Gefangenen des Konzentrationslagers Sachsenhausen
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde der Gedenkstätte Sachsenhausen,
in diesem Jahr jährt sich die Befreiung der Gefangenen des Konzentrationslagers Sachsenhausen zum 76. Mal. Die Gedenkstätten Sachsenhausen und Todesmarsch im Belower Wald sowie das Internationale Sachsenhausen-Komitee laden Sie aus diesem Grunde herzlich zum Online-Gedenken ein. Leider können wir uns auch 2021 aufgrund der Pandemie nicht persönlich begegnen. Um dennoch möglichst vielen Menschen in der ganzen Welt, nicht zuletzt den Überlebenden, eine
Teilnahme an den Veranstaltungen zu ermöglichen, planen die Gedenkstätten ein
vielfältiges Online-Programm ab dem 8. April.
Zentrale Gedenkveranstaltung am 18. April
Im Zentrum steht die zentrale Gedenkveranstaltung, die Sie in diesem Jahr am 18. April als Live-Stream
betrachten können. Das vollständige Programm finden Sie hier:
Meldungen - Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten (stiftung-bg.de):
Wir laden Sie herzlich zur Teilnahme an allen Veranstaltungen ein.
Zum Auftakt werden Stiftungsdirektor Axel Drecoll (Leiter der Gedenkstätte
und Museum Sachsenhausen), Andrea Genest (Leiterin der Mahn- und
Gedenkstätte Ravensbrück) und Sylvia de Pasquale (Leiterin der Gedenkstätte
Zuchthaus Brandenburg-Görden) das Programm am 8. April 2021 um 18.00 Uhr in
einer Online-Veranstaltung live eröffnen.
Anschließend wird die Sonderausstellung "BRUCHSTÜCKE ´45. Von NS-Gewalt, Befreiungen und Umbrüchen
in Brandenburg" der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten in einer 360°-Variante freigeschaltet.
Eine digitale Grußbotschaft der Staatsministerin für Kultur und Medien Monika Grütters und eine
Live-Einführung von Maren Jung-Diestelmeier, Kuratorin der Gesamtausstellung und Projektkoordinatorin, eröffnen die 360°-Ausstellung.
Musikstücke der Band "Der singende Tresen" rahmen die Veranstaltung.
Die Veranstaltung findet über das Videokonferenz-Tool "Zoom" statt. Den Zugangslink finden Sie
auf der beigefügten Einladungskarte im Anhang.
Um 19.30 Uhr bieten wir zudem für eine begrenzte Teilnehmer:innenzahl einen
geführten Rundgang durch die 360° Ausstellung BRUCHSTÜCKE ´45 auf Deutsch
und Englisch an.
Bis zum 8.4. um 14.30 Uhr können Sie sich für diese Führungen mit dem Betreff "Online Führung 8.4. deutsch (bzw. englisch)" anmelden unter:
1945@gedenkstätte-sachsenhausen.de<mailto:1945@gedenkstätte-sachsenhausen.de
Denkmal "Der Klang der Erinnerung"
Ein Stolperstein für Helmut Bock
Am 18.09.2020 wurde in Erinnerung an unseren Freund und langjähriges Mitglied des Sachsenhausen-Komitees in der Bundesrepublik Deutschland e.V., Hellmut Bock, ein Stolperstein verlegt.
Fuldastraße 55, 12043 Berlin.
Vor 75 Jahren wurden die Häftlinge der Konzentrationslager durch Angehörige der sowjetischen, amerikanischen, britischen, französischen und polnischen Streitkräfte befreit. Nach ihrer Befreiung haben die ehemaligen Häftlinge Interessenverbände aufgebaut und deren Arbeit jahrzehntelang maßgeblich mitgestaltet. Sie haben sich in den zurückliegenden 75 Jahren immer wieder getreu dem Schwur von Buchenwald dafür engagiert, eine Wiederkehr des Nazismus und seiner unmenschlichen Verbrechen zu verhindern.
In ihrem Vermächtnis „Erinnerung bewahren – authentische Orte erhalten – Verantwortung übernehmen“ vom 25. Januar 2009 erklärten KZ-Überlebende, die die internationalen Komitees von neun Lagern vertraten:
“ Unsere Reihen lichten sich. In allen Instanzen unserer Verbände, auf nationaler wie internationaler Ebene, treten Menschen an unsere Seite, um die Erinnerung aufzunehmen: Sie geben uns Vertrauen in die Zukunft, sie setzen unsere Arbeit fort. Der Dialog, der mit uns begonnen wurde, muss mit ihnen fortgeführt werden. Für diese Arbeit benötigen sie die Unterstützung von Staat und Gesellschaft. … Wir bitten die jungen Menschen, unseren Kampf gegen die Nazi-Ideologie und für eine gerechte, friedliche und tolerante Welt fortzuführen, eine Welt, in der Antisemitismus, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus keinen Platz haben sollen. ...“
Wir, die Hinterbliebenen und Angehörigen der ehemaligen Häftlinge, die Freundinnen und Freunde, die Mitstreiterinnen und Mitstreiter, sowie alle bei uns Engagierten, zusammengeschlossen in den vielfältigen Interessengruppen, Komitees, Lagerarbeitsgemeinschaften, Lagergemeinschaften, Verfolgtenverbänden, Initiativgruppen und Freundeskreisen, erklären aus Anlass des 75. Jahrestages der Befreiung der Konzentrationslager, dass wir dieses Erbe bereits vor vielen Jahren angetreten haben. Jetzt, wo nur noch wenige Zeitzeuginnen und Zeitzeugen unter uns sind, ist es an uns, dass das Vermächtnis weitergetragen wird.
I. Für uns sind Gedenkstätten die authentischen Plätze, wichtige Orte des Gedenkens, Erinnerns und der Mahnung. Sie sind ein integraler Bestandteil der politischen und historischen Bildungsarbeit. Diese Orte dienen der Bewusstseins- und Demokratiebildung. Deshalb müssen diese Orte, die auch internationale Friedhöfe sind, für die Zukunft erhalten und für ihre Arbeit finanziell ausreichend ausgestattet werden.
II. Wir sind davon überzeugt, dass die Gedenk- und Erinnerungsarbeit ein gesamtgesellschaftlicher Auftrag ist. Es darf nicht die alleinige Aufgabe von Historikern und Politikern sein, über das Vermächtnis unserer Großeltern, Eltern, unserer Freundinnen und Freunde zu bestimmen. Vielmehr sind es die Nachkommen der Verfolgten des NS-Regimes sowie die Angehörigen der nachfolgenden Generationen, die sich seit vielen Jahrzehnten in den Verbänden engagieren und authentische Erfahrungen der Überlebenden in die Erinnerungsarbeit einbringen.
III. In den zurückliegenden Jahren wurden in der gesamten Bundesrepublik Deutschland zahlreiche Projekte zur Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern in Bezug auf die Verbrechen des NS-Regimes initiiert. Viele Schülerinnen und Schüler haben sich, zum Beispiel im Rahmen ihrer Projektwochen, mit der Geschichte ihres Ortes im Nationalsozialismus auseinandergesetzt. Diese Entwicklung gilt es zu verstetigen und auszubauen. Daher regen wir an, dass in jedem Bundesland an einer pädagogischen Hochschule ein Lehrstuhl für „Methodik und Didaktik der Erinnerungskultur“ eingerichtet wird, um die Entstehung der Erinnerungskultur an das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte wissenschaftlich aufzuarbeiten, sie für die Zukunft nachhaltig zu gestalten und die Gedenkstätten, die Schulen sowie die außerschulische Jugend- und Erwachsenenbildung mit universitärer Forschung und Weiterbildung zu unterstützen.
IV. Mit großer Sorge betrachten wir das Erstarken und Etablieren nationalistischer, populistischer und neofaschistischer Kräfte in Deutschland, Europa und in der Welt. Diese Entwicklung begreifen wir als Angriff auf die Demokratie. Der Grundstock für ein friedliches, solidarisches Europa wurde in den Baracken der deutschen Konzentrationslager gelegt. Dort waren bis zu ihrer Befreiung im Jahr 1945 Menschen aus europäischen und außereuropäischen Staaten unter unmenschlichen Bedingungen gefangen gehalten. Gemeinsam schworen sie, auf der Grundlage der Menschenrechte für eine Welt des Friedens, der Freiheit und der Völkerverständigung einzutreten.
Wir werden alles in unserer Macht stehende tun, um das Vermächtnis unserer Eltern und Großeltern, unserer Freundinnen und Freunde, unserer Kameradinnen und Kameraden, nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und in die Zukunft weiter zutragen. Wir werden gemeinsam mit den Vertreterinnen und Vertretern der Häftlings-, Opfer- und Verfolgtenverbände, den jüdischen Gemeinden, der Sinti und Roma, den Zeugen Jehovas, der Schwulen- und Lesbenverbände, der „Euthanasie“- Geschädigten, die seit vielen Jahrzehnten andauernde Arbeit fortsetzen. Die zentrale Forderung der ehemaligen Häftlinge der Konzentrationslager tragen wir weiter: Nie wieder Krieg – nie wieder Faschismus!
27. Januar 2020
http://www.netzwerk-lagergemeinschaften.de
Unterzeichnende Verbände: • Lagergemeinschaft Auschwitz – Freundeskreis der Auschwitzer e.V.,
• Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora e.V., • Lagergemeinschaft Dachau e.V., • Lagergemeinschaft und Gedenkstätte KZ Moringen e.V. , • Arbeitsgemeinschaft Neuengamme e.V., • Lagergemeinschaft Ravensbrück / Freundeskreis e.V., • Lagerarbeitsgemeinschaft KZ Sachsenburg e.V., • Mauthausen Komitee Deutschland,
• Sachsenhausen-Komitee in der Bundesrepublik Deutschland e.V., • Arbeitsgemeinschaft Bergen-Belsen e.V.,
• Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten e.V.,
Unterstützer: • Auschwitz-Komitee in der Bundesrepublik Deutschland e.V., • Bund Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen, Opfer des Faschismus und aktiver AntifaschistInnen Oberösterreich, • Gruppe “Kinder des Widerstands”, Hamburg
Die Gedenkstättenstiftung und das Internationale Sachsenhausen Komitee üben Kritik am Beschluss über Straßennamen
Ungeachtet der massiven Kritik des Internationalen Sachsenhausen Komitees, von Angehörigen von KZ-Häftlingen, des internationalen Beirats der Gedenkstättenstiftung, des Zentralrats der Juden in Deutschland, der Gedenkstätte und von über 1.000 Unterzeichnern einer Online-Petition haben die Stadtverordneten von Oranienburg gestern beschlossen, die Straßen in einem Neubaugebiet auf dem Gelände des ehemaligen KZ-Außenkommandos „Zeppelin“ nach Frauen aus ganz unterschiedlichen historischen Kontexten zu benennen. Nur eine von acht Straßen soll nach einem Opfer des Konzentrationslagers Sachsenhausen benannt werden. In heftiger Kritik stand dabei der Vorschlag, eine Straße nach einer Speziallagerinhaftierten zu benennen. Ihre Einbeziehung, so der Kontext zahlreicher Eingaben und Zuschriften, kommt einer Gleichsetzung unterschiedlicher historischer Kontexte und Leiderfahrungen der Opfer gleich.
Zu der gestrigen Entscheidung erklärt Stiftungsdirektor Axel Drecoll: „Der Beschluss der Oranienburger Stadtverordneten, die Straßen auf dem Gelände des ehemaligen KZ-Außenkommandos nicht nach KZ-Häftlingen zu benennen, hat uns tief enttäuscht. Dass es über Wochen und Monate und trotz der zahlreichen Einlassungen, Bitten und Proteste aus dem In- und Ausland nicht möglich war, die Vorschlagsliste zu verändern, ist mir absolut unverständlich. Die jetzt entschiedene Benennungspraxis nimmt auf die Anliegen der Opfer des Konzentrationslagers und deren Angehörige keinerlei Rücksicht, ein deutlicher Affront ausgerechnet gegenüber den Menschen, für die die Stadt Oranienburg eine besondere Verantwortung übernehmen müsste“, so Drecoll.
Andreas Meyer, Vizepräsident des Internationalen Sachsenhausen Komitees, ergänzt: „Wir sind zutiefst betroffen, dass die große Mehrheit der Stadtverordneten die vielen eindringlichen Appelle aus ganz Europa gegen eine Verschleierung der KZ-Geschichte des Ortes und gegen eine Gleichsetzung von Konzentrationslager und Speziallager ignoriert hat. Damit fügen sie den Überlebenden und ihren Angehörigen tiefe Verletzungen zu, die lange nachwirken werden und das Verhältnis zur Stadt Oranienburg nachhaltig beschädigen können. Hier ist ein Flurschaden entstanden, der mit etwas gutem Willen und Gesprächsbereitschaft hätte vermieden werden können. Dass dies nicht möglich war, gibt auch für die Zukunft Anlass zu großer Sorge“, sagte Meyer.
Am 1. Oktober 1942 nahm ein Zweigwerk der Luftschiffbau Zeppelin GmbH Friedrichshafen, das sich in unmittelbarer Nähe des KZ Sachsenhausen auf dem Gelände zwischen Aderluch und den Bahngleisen befand, seinen Betrieb auf. Zunächst ca. 150 und später bis zu 700 Häftlinge des KZ Sachsenhausen mussten hier, beaufsichtigt von rund 120 Zivilarbeitern, Fesselballons fertigen und reparieren, mit denen der Anflug feindlicher Flugzeuge behindert werden sollte. Auf dem Gelände entsteht derzeit ein Wohngebiet mit acht neuen Straßen, um deren Benennung seit Monaten gestritten wird.
Alle Bemühungen, alles Reden, alle Unterschriften und Protestnoten waren vergeblich. Weil Oranienburgs Linksfraktionschef Ralph Bujok es ahnte, sagte er vorsorglich bereits vor der Abstimmung der Stadtverordneten, er schäme sich für einen solchen Beschluss und entschuldige sich, dass die Linke es leider nicht verhindern konnte.
Am Montagabend um 22.05 Uhr entschied das Stadtparlament, im neuen Wohngebiet Aderluch nur zwei von acht Straßen nach Naziopfern zu benennen: eine nach einer sowjetischen Zwangsarbeiterin und die zweite nach Rosa Broghammer, die im Konzentrationslager gelitten hat, weil sie ein Kind mit einem französischen Kriegsgefangenen hatte, und die im Sommer 1945 an den Folgen der Haft starb.
Die Gedenkstätte Sachsenhausen und das Internationale Lagerkomitee (IKS) hatten eindringlich dafür geworben, alle acht Straßen nach einstigen Häftlingen zu benennen. Denn im Aderluch befand sich ab Oktober 1942 das Außenkommando Zeppelin. KZ-Häftlinge mussten dort Ballons fertigen und reparieren, mit denen der Anflug feindlicher Flugzeuge behindert werden sollte. Doch die Straßennamenkommission des Parlaments hatte sich bereits auf andere Namen festgelegt, bevor sie von dem historischen Hintergrund Kenntnis erhielt. Danach machte sie nur noch die genannten zwei Zugeständnisse.
Auch eine zu Beginn der Stadtparlamentssitzung in der MBS-Arena überreichte Petition des Wissenschaftlers Henning Schluß änderte nichts mehr. 1055 Menschen aus dem In- und Ausland hatten unterschrieben, darunter 147 Oranienburger, ein zukünftiger Bewohner des Aderluchs und die Tochter eines luxemburgischen KZ-Häftlings. Der Beschluss füge den Überlebenden und ihren Angehörigen »tiefe Verletzungen zu, die lange nachwirken werden«, erklärte IKS-Vizepräsident Andreas Meyer. Für zusätzlich Verbitterung sorgte, dass eine Straße nach Gisela Gneist benannt wird. Sie war nach dem Zweiten Weltkrieg als 14-Jährige im sowjetischen Speziallager Sachsenhausen interniert worden. Linksfraktionschef Bujok erzählte, sein Schwiegervater sei im Speziallager eingesperrt gewesen. Doch dieser habe gewusst, dass dieses Lager und das KZ nicht gleichzusetzen seien. Mit den Worten »Wassersuppe anstatt Zyklon B« soll Gneist aber die Ereignisse vor und nach 1945 gleichgesetzt haben.
Dieser Darstellung widersprach der Stadtverordnete Michael Ney (CDU), der Gneist noch persönlich kennengelernt hatte. Keine der gegen sie erhobenen Anschuldigungen sei bewiesen. Gneist habe als 14-Jährige zu einer Gruppe von 27 Jugendlichen gehört, die protestierten, als in ihrer Heimat Wittenberge ein vormaliger Führer der Hitlerjugend in den Antifaausschuss gewählt wurde. Die Jugendlichen seien verhaftet, teils erschossen worden. Gneist habe immer anerkannt, dass es das sowjetische Speziallager ohne die Nazidiktatur zuvor nicht gegeben hätte, so Ney. Russland habe Gisela Gneist in den 1990er Jahren rehabilitiert.
Es sollten Orte mit Bezug zum KZ grundsätzlich nicht nach Häftlingen des Speziallagers heißen, meinte Petra Klemp, Fraktionschefin der Grünen. Sie wollte statt der Gisela-Gneist-Straße eine Marianne-Leiss-Straße. Das polnische Mädchen war im Alter von zweieinhalb Jahren im KZ ermordet worden. Doch Klemps Antrag wurde abgelehnt.
Nach dieser Logik könnte keine Straße nach einem Speziallagerhäftling benannt werden, erklärte der Stadtverordnete Thomas Ney - Pirat, Geschichtslehrer und verwandt mit Michael Ney. Er sprach von 89 Orten im Stadtgebiet, an denen in der Nazizeit Menschen erniedrigt worden sind und zeigte dazu eine fast komplett rot eingefärbte Karte.
Dass es nun eine Straße zu Ehren der früheren Oranienburger SED-Bürgermeisterin Hildegard Busse geben wird, damit hat CDU-Mann Michael Ney kein Problem - trotz »unüberwindlicher weltanschaulicher Differenzen«. Auch Busse hat er persönlich gekannt. Sie habe sich nichts vorzuwerfen für ihr Handeln vor und nach 1989, versicherte Ney. Es störe ihn nicht, ihr Respekt zu erweisen. Gleiches hätte er aber von der Linkspartei bei Gneist erwartet, sagte er.
Die Linke beteuerte, sie wolle die Namen von Gneist, Busse und weiteren Frauen lediglich für andere Straßen aufheben. Ein diesbezüglicher Antrag der Linksfraktion, der auch vorsah, der Gedenkstätte einen Sitz in der Straßennamenkommission einzuräumen, fand jedoch keine Mehrheit.
Beschlossen wurde dagegen, den an der Zufahrt der Gedenkstätte gelegenen Parkplatz für Reisebusse zu verlegen. Anwohner fühlen sich von Lärm und Abgasen gestört, weil wartende Busfahrer an heißen Tagen wegen der Klimaanlage die Motoren laufen lassen. Die Gedenkstätte will aber alle Besucher über die historische Lagerstraße eintreten lassen. Die Verlegung der Stellplätze verträgt sich nicht damit. Darum stimmte die Linke nicht zu. Grundsätzlich wolle man stets Lösungen im Einvernehmen mit der Gedenkstätte, so Ralph Bujok.
Bericht von Dr. Axel Drecoll, Direktor Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten und Leiter der Gedenkstätte und des Museums Sachsenhausen, über den 75. Jahrestag der Befreiung der Häftlinge des Konzentrationslagers Sachsenhausen und zu Corona.
Liebe Freunde,
die Corona-Krise hat die Arbeit der Gedenkstätte stark behindert. Ich melde mich im Namen der Gedenkstätte Sachsenhausen und der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, um kurz über die aktuelle Entwicklung zu berichten.
Da die Veranstaltungen zum 75. Jahrestag der Befreiung aufgrund der Corona-Pandemie nicht stattfinden konnten und die Gedenkstätte mehrere Wochen vollständig schließen musste, wurden die Aktivitäten notgedrungen auf den virtuellen Raum konzentriert.
Zwischen dem 13. und 19. April 2020 veröffentlichten die Gedenkstätte zahlreiche Beiträge auf ihrer Homepage und ihren Social Media Kanälen. Unter den Beiträgen befanden sich Videobotschaften von Überlebenden und Vertreterinnen und Vertretern der Politik sowie künstlerische Projekte. Höhepunkt der Kampagne bildeten schwerpunktmäßige Veröffentlichungen am 19. April, dem Tag, für den ursprünglich die zentrale Gedenkveranstaltung vor Ort geplant war. Der RBB, also das Fernsehen, begleitete das Projekt durch eine ausführliche Berichterstattung und filmische Unterstützung einzelner Beiträge.
Mit Videobotschaften beteiligten sich u.a. Bernt Lund (Norwegen), Präsident des Internationalen Sachsenhausen Komitees und Überlebender des KZ Sachsenhausen, Richard Fagot (Israel), Überlebender der Konzentrationslager Ravensbrück und Sachsenhausen, Außenminister Heiko Maas, Ministerpräsident Dietmar Woidke, Kulturministerin Manja Schüle, Jacek Czaputowicz, Außenminister der Republik Polen und David Maria Sassoli, Präsident des Europäischen Parlaments
Die künstlerischen Beiträge setzten sich aus Videoinstallationen und Hörproduktionen zusammen und umfassten musikalische Interpretationen. So vertonten Musiker des Moka Eft Orchestra (bekannt aus der Fernsehserie Babylon Berlin) zusammen mit Komponist Nikko Weidemann das Moorsoldatenlied. Alle Beiträge sind auf der Homepage der Stiftung weiterhin abrufbar.
Insgesamt besuchten über 150.000 Personen zu diesem besonderen Anlass die Homepage, eine beachtliche Resonanz. Die Gedenkstätte wird aufgrund dieser positiven Erfahrungen in der schwierigen Pandemiezeit ihre Online-Aktivitäten in Zukunft weiter ausbauen. Derzeit produziert die Bildungsabteilung zusammen mit einer professionellen Filmerin 15 rund 3-minütige Videoclips, in denen freiberufliche Guides der Gedenkstätte anhand von historischen Orten innerhalb und außerhalb der Gedenkstätte relevante Themen vorstellen. Die Clips werden bis Ende Juni 2020 nach und nach in den YouTube-, Facebook und Instagram-Accounts der Gedenkstätte veröffentlicht. Es lohnt ein Blick darauf!
Inzwischen konnten wir glücklicherweise das Außengelände der Gedenkstätte wieder öffnen. Auch die Ausstellungen können wir mit eingeschränkten Öffnungszeiten und unter Einhaltung der Hygienevorschriften wieder zugänglich machen. Im Juli und August sind erweiterte Öffnungszeiten und auch wieder Führungen geplant.
Eine Normalisierung werden wir wohl längere Zeit nicht erreichen, aber sind wieder erfreulich viele Besucherinnen und Besucher bei uns, immerhin etwa 150 pro Tag.
Wir hoffen sehr, dass wir im April 2021 den großen Jahrestag nachholen können – wie es bei uns heißt – den Jahrestag 75 (b). Dass wir die Überlebenden, die Angehörigen und so viele Freundinnen und Freunde dieses Jahr nicht sehen und treffen konnten, war sehr enttäuschend für uns.
In der Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen, mit den besten Wünschen für Ihre und Eure Gesundheit und mit herzlichen Grüßen auch im Namen der Kolleginnen und Kollegen in der Gedenkstätte
Axel Drecoll
Ausstellungen in der Gedenkstätte Sachsenhausen werden ab dem 12. Mai teilweise wieder geöffnet
Ab dem 12. Mai werden vier der insgesamt dreizehn Museen in der Gedenkstätte Sachsenhausen wochentags (außer montags) in der Zeit von 11.00 bis 13.00 Uhr wieder für Besucherinnen und Besucher geöffnet. Je nach Raumgröße ist die Anzahl der Personen, die sich gleichzeitig in einer Ausstellung aufhalten können, begrenzt. Vor Ort regeln Guides den Zugang und stehen für historische Erläuterungen zur Verfügung. Die Ausstellungen dürfen nur mit einem Mund-Nasen-Schutz und unter Einhaltung der geltenden Hygiene- und Abstandregeln betreten werden. Alle interaktiven Medien können aus Hygieneschutzgründen nicht genutzt werden.
Folgende Dauerausstellungen werden ab dem 12. Mai geöffnet:
· Das KZ Sachsenhausen 1936-1945. Ereignisse und Entwicklungen
Die Ausstellung in der ehemaligen Häftlingsküche beleuchtet 51 zentrale Ereignisse aus der Geschichte des KZ Sachsenhausen, an denen die Entwicklung des Lagers exemplarisch nachvollzogen werden kann.
Dienstag bis Freitag von 11.00 bis 13.00 Uhr
· Jüdische Häftlinge im KZ Sachsenhausen 1936-1945
In der Baracke 38, wo die SS zwischen November 1938 und Oktober 1942 jüdische Häftlinge zusammenpferchte und die 1992 durch einen antisemitischen Brandanschlag teilweise zerstört wurde, wird die Geschichte der jüdischen Häftlinge an exemplarischen Lebensläufen veranschaulicht.
Dienstag bis Freitag von 11.00 bis 13.00 Uhr
· Die Konzentrationslager-SS 1936 bis 1945: Exzess- und Direkttäter im KZ Sachsenhausen
Im Turm A hatte die "Abteilung III (Schutzhaftlager)“ der KZ-Kommandantur ihren Sitz. Deren Angehörige übten die unmittelbare Herrschaftsgewalt über die Häftlinge aus. Ihre Tätigkeit wird in der Ausstellung dargestellt, wobei ausgewählte Exzesstaten und die Tatbeteiligten im Mittelpunkt stehen.
Dienstag, Donnerstag und Freitag von 11.00 bis 13.00 Uhr
· Sowjetisches Speziallager Nr. 7/Nr. 1 (1945-1950)
Im Kernbereich des ehemaligen Konzentrationslagers hielt der sowjetische Geheimdienst von 1945 bis 1950 etwa 60.000 Menschen gefangen. Das Museum dokumentiert die Geschichte des Speziallagers und das Schicksal der Inhaftierten.
Mittwoch von 11.00 bis 13.00 Uhr
Das Außengelände der Gedenkstätte einschließlich der Freiluft-Ausstellung „Mord und Massenmord im KZ Sachsenhausen 1936-1945“ kann weiterhin täglich von 8.30 bis 18.00 Uhr besichtigt werden. Das Besucherzentrum ist täglich außer montags von 10.00 bis 16.00 Uhr geöffnet.
Das Archiv und die Bibliothek sind Montag bis Donnerstag von 9.00 bis 16.30 Uhr geöffnet. Da sich derzeit nur maximal zwei externe Nutzer gleichzeitig im Lesensaal aufhalten können, ist eine Voranmeldung zwingend erforderlich. Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes ist verpflichtend.
Das Internationale Sachsenhausen Komitee und das Sachsenhausen-Komitee in der Bundesrepublik Deutschland e.V. trauern um seine Ehrenvizepräsidentin Lucienne Gouffault
Mit großer Trauer müssen wir mitteilen, dass die Ehrenvizepräsidentin des Internationalen Sachsenhausen Komitees, unser Freundin Lucienne Gouffault am 30. April 2020 im Alter von 91 Jahren nach langer Krankheit verstorben ist.
Es ist viele Jahrzehnte her, dass ich das erste Mal auf Lulu, wie sie von ihren Freundinnen und Freunden liebevoll genannt wurde, traf. Es war wieder einmal April und in der Gedenkstätte Sachsenhausen wurde der Jahrestag der Befreiung der Häftlinge des Konzentrationslagers Sachsenhausen begangen. Eine kleine Frau, auf den Schultern ein überdimensionaler Kassettenrecorder, aus dem mit voller Lautstärke die französische Nationalhymne ertönte, führte die große französische Delegation an. Unter den Klängen der Marseillaise marschierte die französische Delegation durch den „Turm A“ in die Gedenkstätte ein. Diese Zeremonie sollte sich viele Jahrzehnte wiederholen.
Lucienne Gouffault wurde am 19. Dezember 1928 geboren und wuchs in einem katholischen Elternhaus auf. Ihr schlechter Gesundheitszustand prägte ihre gesamte Kindheit. Im Gegensatz zu ihren Altersgenossinnen durfte sie erst ab dem 10. Lebensjahr die Schule besuchen. 1945 beendete sie ihre Schule. Ihren großen Berufswunsch, die Ausbildung als Krankenpflegerin konnte sie nicht antreten. Sie arbeitete als Angestellte in einem Büro, wo sie auch ihren späteren Mann kennenlernte.
Am 19. Mai 1951 heiratete sie den ehemaligen Sachsenhausen-Häftling Pierre Gouffault.
1955 begleitete Lucienne ihren Mann zum ersten Mal zu einem Treffen der Amicale des anciens déportés du camp de concentration d´Oranienburg-Sachsenhausen Oranienburg und nahm an einer „Pélerinage” teil. In all den Jahren war Lulu eine treue Begleiterin und eine große Stütze ihres Mannes.
Im Jahr 1967 schied Lucienne Gouffault aus dem Berufsleben aus. Seitdem widmete sie sich ihrer Arbeit für die „Association des déportés, internés, résistants et patriotes” und der „Amicale de Sachsenhausen“.
Jedes Jahr begleitete sie Ihren Mann, der 2002 zum Präsidenten des Internationalen Sachsenhausen Komitees gewählt wurde, zu den Befreiungsfeierlichkeiten nach Oranienburg. Gemeinsam mit ihm wurde sie Mitglied des Fördervereins der Gedenkstätte und des Museums Sachsenhausen e.V..
Nachdem ihr geliebter „Pierrot“ am 20. Dezember 2009 verstorben war, wurde Lucienne Gouffault 2010 zur Präsidentin der Amicale des anciens déportés du camp de concentration d´Oranienburg-Sachsenhausen Oranienburg gewählt und vertrat die französischen Häftlinge im Internationalen Sachsenhausen Komitee als Vizepräsidentin. 2015 wurde sie zur Ehrenpräsidentin der Amicale gewählt.
Im April 2016 ernannte das internationale Sachsenhausen Komitee Lucienne Gouffault auf seiner Präsidiumstagung zur Ehrenvizepräsidenten.
Wir, die internationale Gemeinschaft der im ISK zusammengeschlossenen Häftlingsorganisationen, trauern um eine liebe Freundin. Wir werden ihre bescheidene, freundliche und herzenswarme Art sehr vermissen. Die „kleine“ Lulu, die große Französin wird stets einen Platz in unserem Herzen haben.
Unser Mitgefühl und unsere aufrichtige Anteilnahme gelten ihrer Familie sowie unseren französischen Freundinnen und Freunden.
Im Namen der Mitglieder des Internationalen Sachsenhausen Komitees
Andreas Meyer
Stellvertretender Präsident des Internationalen Sachsenhausen Komitees
Vorsitzender des Sachsenhausen-Komitees in der Bundesrepublik Deutschland e.V.
Vor 75 Jahren wurde das KZ-Außenlager Rathenow befreit
Im Sommer 1944 entstand in unmittelbarer Nähe zu den Arado-Flugzeugwerken ein Lager für Häftlinge aus dem Konzentrationslager Sachsenhausen. In diesem Außenlager wurden ab 20. September 1944 zwischen 500 und 800 Häftlinge untergebracht und zur Zwangsarbeit für Arado gezwungen. Die Häftlinge kamen vor allem aus Belgien, Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Norwegen, Polen und der Sowjetunion. Meist kamen die Häftlinge aus anderen Konzentrationslagern, wie z.B. Herzogenbusch (Vught), nach Sachsenhausen und wurden wenig später nach Rathenow verlegt.
Am 25. April 1945 wurde das Außenlager des Konzentrationslagers Sachsenhausen in Rathenow durch sowjetische Soldaten der 47. Armee befreit.
Nach einer Luftbildaufnahme vom 13. März 1945 wurde im Mai 2000 auf Initiative der PDS eine Gedenktafel gegenüber dem Technologie- und Gründerzentrum (TGZ) im Gewerbegebiet Grünauer Fenn gestaltet und aufgestellt. Am 27. Januar 2020 wurde die Gedenktafel erneuert.
Mit Blumen wurde am 25. April 2020 der Befreiung des Außenlagers vor 75 Jahren gedacht.
Der Todesmarsch der Häftlinge des KZ Sachsenhausen
Die 1975 eingeweihte Gedenkstätte "Die Mutter" erinnert noch heute an den Todesmarsch der Häftlinge des KZ Sachsenhausen. Es befindet sich zwischen
Raben Steinfeld und Schwerin in Höhe des Störkanals an der B 321.
Am 21. und 22. April 1945 räumte die SS das Konzentrationslager Sachsenhausen. Über 33.000 Häftlinge wurden in Richtung Nordwesten getrieben. Die täglichen Marschrouten betrugen bis zu 40 Kilometer. Mehrere Tausend Häftlinge überlebten diesen Marsch nicht. Sie brachen völlig entkräftet zusammen oder wurden von den SS-Begleitern erschossen. Unter großen Strapazen und mit mehreren Stopps erreichten die Häftlinge das Gebiet zwischen Schwerin und Parchim. Einen längeren Zwischenstopp mussten die Häftlinge im Belower Wald einlegen. In der Zeit vom 23. bis 29. April 1945 wurden hier über 16.000 Häftlinge ohne Unterkunft und Verpflegung konzentriert. Der Frontverlauf änderte sich täglich. Im Zeitraum zwischen dem 2. und 4. Mai 1945 wurden die Häftlinge von sowjetischen oder amerikanischen Armee-Einheiten, etwa 200 Kilometer von Sachsenhausen entfernt, an den verschiedensten Orten befreit.
Bereits Anfang der 1950er Jahre wurde in Raben Steinfeld ein Gedenkstein aufgestellt. Hier stießen am 4. Mai 1945 am Störkanal die Ost- und die Westfront aufeinander.
Am 8. September 1975 wurde die von dem Bildhauer Gerhard Thieme geschaffene
Bronzeplastik eingeweiht. Später wurde das Denkmal durch vier Relieftafeln ergänzt.
75. Jahrestag der Befreiung der Häftlinge des Konzentrationslagers Sachsenhausen
Trotz Corona - Sachsenhausen-Komitee erinnert an die Befreiung
Die Gedenkstätten Sachsenhausen, Ravensbrück, Below und Brandenburg-Görden erinnern mit einem „virtuellen 75. Jahrestag“ an die Befreiung der Häftlinge der Konzentrationslager und anderer Haftorte vor 75 Jahren. Dazu werden am 19. April zahlreiche Videobotschaften von Überlebenden und Politikern veröffentlicht.
Carsten Betzin und Andreas Meyer haben für das ISK und unseren Verein aus Anlass des 75. Jahrestages der Befreiung der Häftlinge des Konzentrationslagers Sachsenhausen an verschiedenen Gedenkorten Blumen niedergelegt (Gedenktafel für die deutschen Häftlinge des KZ Sachsenhausen, Außenlager „Klinkerwerk“, Sowjetisches Ehrenmal in Oranienburg, Gedenkstein KZ- Außenlager Heinkelwerk, Gedenkstein Hennigsdorf, Gedenkstein KZ-Außenlager Falkensee).
Grußwort des Vizepräsidenten des Internationalen Sachsenhausen-Komitees am 16.04.2020 an der STATION "Z"
Liebe Überlebende des Konzentrationslagers Sachsenhausen,
liebe Freundinnen, liebe Freunde,
sehr geehrte Damen und Herren,
nichts ist in diesem Jahr wie es war, nichts ist in diesem Jahr wie es sein sollte…
Eigentlich wollte sich in diesen Tagen, hier an diesem Ort, eine Vielzahl von Überlebenden des Konzentrationslager Sachsenhausens mit ihren Angehörigen und mit uns treffen, um gemeinsam zu gedenken und zu erinnern.
Dies ist leider auf Grund der aktuellen weltumfassenden Pandemie nicht möglich. Wir bedauern es sehr und hoffen, dass unserer Freundinnen und Freunde an ihren Wohnorten in vielen Ländern unserer Erde gesund sind und gemeinsam in diesen Stunden, wenn auch nicht körperlich, so doch im Geiste und über das Internet mit uns vereint sind.
Liebe Freundinnen und Freunde,
was für ein Wochenende – was für ein Tag!
Mein Herz bewegt sich heute hin und her – zwischen Traurigkeit und Fröhlichkeit.
Traurig, dass die persönlichen Begegnungen und das gemeinsame Gedenken mit unseren Freundinnen und Freunden aus dem In- und Ausland pandemiebedingt ausfallen mussten. Fröhlich, dass es heute – trotz Corona - so viele Begegnungen via Internet und WhatsApp gegeben hat.
Trotz der engen Bestimmungen, die aktuell auf Grund der Corona-Epidemie gelten, haben viele Mitstreiterinnen und Mitstreiter in den letzten Wochen und Monaten mit großem Engagement daran mitgewirkt, dass es dennoch ein würdiger Gedenktag wird. Unseren Dank habe ich den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Gedenkstätte Sachsenhausen und der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten übermittelt.
Wir waren und sind begeistert, was die Stiftung /Gedenkstätte alles auf die Beine gestellt hat. Dies alles war sehr würdevoll und berührend!
Mich persönlich hat besonders der Donnerstag sehr bewegt. Ich war für die rbb-Aufnahmen in der Gedenkstätte Sachsenhausen. Das schöne Wetter, der leere Ort, das Vogelzwitschern (das habe ich in den zurückliegenden Jahren noch nie so wahrgenommen), das Moorsoldatenlied in der Baracke 38 vom Moka Efti Orchestra … und die kleine Zeremonie an der „Station Z“ …
Dieser Jahrestag wird in seiner Besonderheit in die Geschichte der Gedenkstätte und der Stiftung eingehen. Er wird – so glaube ich – aber auch Maßstäbe für die Zukunft setzen.
Das Onlineprogramm zum 75. Jahrestag der Befreiung der Häftlinge des KZ Sachsenhausen, mit dem Grußwort unseres ISK-Präsidenten Bernt H. Lund, dem Moorsoldatenlied und vielen anderen Grußworten und Beiträgen ist auf der Homepage der Stiftung zu sehen:
https://www.sachsenhausen-sbg.de/index.php?id=652&L=0
Die Dokumentation „75 Jahre Befreiung - Gedenken in Sachsenhausen und Ravensbrück“ ist in der rbb-Mediathek zu finden:
Der ökumenische Gottesdienst zum 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Sachsenhausen wurde ebenfalls in die rbb-Mediathek gestellt :
Ich freue mich, dass wir heute im Kontakt gewesen sind und freue mich auf ein Wiedersehen im April 2021!
Bis dahin, bleibt alle gesund!
Liebe Grüße und fühlt Euch umarmt
Andreas
Erklärung von Lagergemeinschaften, Komitees und Interessenverbänden ehemaliger Häftlinge zum 75. Jahrestag der Befreiung der Konzentrationslager
Vermächtnis bewahren und weitertragen in Gegenwart und Zukunft
Vor 75 Jahren wurden die Häftlinge der Konzentrationslager durch Angehörige der sowjetischen, amerikanischen, britischen, französischen und polnischen Streitkräfte befreit. Nach ihrer Befreiung haben die ehemaligen Häftlinge Interessenverbände aufgebaut und deren Ar- beit jahrzehntelang maßgeblich mitgestaltet. Sie haben sich in den zurückliegenden 75 Jahren immer wieder getreu dem Schwur von Buchenwald dafür engagiert, eine Wiederkehr des Nazismus und sei- ner unmenschlichen Verbrechen zu verhindern. weiterlesen
Esther Bejarano, Überlebende der Konzentrationslager Auschwitz und Ravensbrück, hat 75 Jahre nach der Befreiung des KZ Auschwitz am 27. Januar 1945 einen Brief an den Bundespräsidenten, an die Bundeskanzlerin und die Mitglieder des Bundestages geschrieben. Darin fasst sie ihre Erfahrungen der letzten 75 Jahre nach ihrer Befreiung aus den Konzentrationslagern zusammen, gibt Ratschläge und adressiert Forderungen an die Regierenden und alle, die aus der Geschichte lernen wollen.
Ratschläge und Forderungen, die dringend verbreitet, diskutiert und durchgesetzt werden sollten. weiterlesen
Das Internationale Sachsenhausen Komitee und das Sachsenhausen-Komitee in der Bundesrepublik Deutschland e.V. trauern um den ehemaligen ukrainischen Häftling Wladimir K. Wojewodtschenko.
Mit großer Trauer müssen wir mitteilen, dass der langjährige Vizepräsident des Internationalen Sachsenhausen-Komitees, unser Freund Wladimir K. Wojewodtschenko am 2. April 2020 im Alter von 93 Jahren verstorben ist.
Wladimir K. Wojewodtschenko wurde am 13. April 1926 geboren. Er wuchs in der Kosakenregion Saporischja in der Südukraine auf und lebte bis zu seinem Tode in der Stadt Huliaipole.
Nach dem Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 und der Besetzung der Ukraine wurde Wladimir K. Wojewodtschenko zur Zwangsarbeit verschleppt, von wo er mehrmals zu fliehen versuchte. Nach der letzten Flucht wurde er verhaftet und nach Deutschland verschleppt. Im Berliner Polizeipräsidium am Alexanderplatz wurde der erst 16-Jährige gequält und später in das Arbeitserziehungslager der Gestapo in Berlin-Wuhlheide verlegt.
Von hier gelang ihm erneut die Flucht. Nach mehreren Tagen wurde er unweit der Stadt Schneidemühl (heute Stadt Piła) aufgegriffen. In dem Gefängnis Schneidermühl wurde er brutal geschlagen, so dass er sich kaum noch bewegen konnte. Er wurde von polnischen Kameraden versorgt und gepflegt. Danach erfolgte die Rückführung nach Berlin, wo er ins Gefängnis Spandau verbracht wurde.
Am 24. Juli 1942 kam er in das Konzentrationslager Sachsenhausen. Hier wurde aus dem 16-jährigen Wladimir der Häftling mit der Nummer 45132. Total erschöpft kam er nach der Quarantäne in den Block 10 für Minderjährige.
Im Lager war er in unterschiedlichen Arbeitskommandos eingesetzt – so im Sperr-Kommando unweit des Klinkerwerks, im Waldkommando und in der Kraftfahrtechnischen Versuchsabteilung“ (KVA).
1944 wurde er nach seinem 18. Geburtstag in den Block 45 verlegt.
Am 20./21.April 1945 wurde Wladimir K. Wojewodtschenko gemeinsam mit über 33.000 Kameraden auf den Todesmarsch getrieben und am 7. Mai 1945 bei Crivitz befreit.
Wladimir K. Wojewodtschenko war in seinem Heimatland in zahlreichen Verbänden organisiert. So vertrat er in der Ukrainischen Organisation der antifaschistischen Widerstandskämpfer (ehemaliger Häftlinge faschistischer Konzentrationslager) die ehemaligen Häftlinge des Konzentrationslagers Sachsenhausen. Nicht nur in seiner Heimat war er ein gefragter Zeitzeuge.
Wladimir K. Wojewodtschenko war viele Jahrzehnte als Vertreter der ukrainischen Häftlinge im Internationalen Sachsenhausen Komitee (ISK) als Vizepräsident aktiv, bis er 2017 aus gesundheitlichen Gründen von seinen Funktionen im ISK zurücktreten musste.
Das Internationale Sachsenhausen Komitee ernannte Wladimir K. Wojewodtschenko auf seiner Präsidiumstagung im April 2017 zum Ehrenvizepräsidenten.
Wir, die internationale Gemeinschaft der im ISK zusammengeschlossenen Häftlingsorganisationen, trauern um einen lieben Freund. Wir werden seine bescheidene und herzliche Art sehr vermissen. Er wird stets einen Platz in unserem Herzen haben.
Unser Mitgefühl und unsere aufrichtige Anteilnahme gelten seiner Familie sowie seinen Freundinnen und Freunden.
Im Namen der Mitglieder des Internationalen Sachsenhausen Komitees
Andreas Meyer
Stellvertretender Präsident des Internationalen Sachsenhausen Komitees
Vorsitzender des Sachsenhausen-Komitees in der Bundesrepublik Deutschland e.V.
Mir fehlen die Worte und mein Herz ist schwer … Ich habe die traurige Pflicht euch mitzuteilen, dass gestern, am 13.September 2019 unsere Freundin Regina Szepansky im Alter von 54 Jahre in Berlin verstorben ist.
Regina wurde am 13. Juni 1965 als Tochter von Gerda und Wolfgang Szepansky in Berlin geboren. Wolfgang Szepansky (1910-2008) war als politischer Häftling im Konzentrationslager Sachsenhausen vom 17.10.1940 bis 31.5.1941 und vom 1.7.1943 bis zu seiner Befreiung auf dem Todesmarsch am 2.5.1945 inhaftiert. Von Mitte der 1960er bis Anfang der 1990er Jahre war er Vorsitzender des Sachsenhausen-Komitees West-Berlin, Mitglied des ISK und später Vorstandsmitglied des Sachsenhausen-Komitees in der Bundesrepublik Deutschland e.V.. Gerda Szepansky (1925-2004) arbeitete als Journalistin, Lehrerin und zuletzt als freie Autorin. Sie veröffentlichte u.a. 1983 das Buch „Frauen leisten Widerstand“. Beide Eltern waren nach dem Krieg in West-Berlin politisch aktiv. Beide erhielten 1996 das Bundesverdienstkreuz am Bande. Das politische Leben im Hause Szepansky ging auch an Regina und ihren Brüdern nicht spurlos vorbei.
Regina studierte an der Freien Universität Berlin Religionswissenschaft, Germanistik, Ethnologie und Psychologie. Dieses Studium schloss sie mit dem Magister Artium in den Hauptfächern Religionswissenschaft und Germanistik ab.
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Über viele Jahrzehnte hinweg war Regina ein großer und wichtiger Pfeiler für die umfangreiche Erinnerungsarbeit im deutschen und internationalen Sachsenhausen Komitee.
Seit 2006 war sie stellvertretende Vorsitzende des Sachsenhausen-Komitees in der Bundesrepublik Deutschland e.V.
Es war ihr immer wichtig, dass diese Arbeit der Komitees - auch in Erinnerung an ihren Vater und seiner Kameraden - fortgeführt wird. Seit 2007 war sie Mitglied der Revisionskommission und Schriftführerin des Internationalen Sachsenhausen Komitees.
Sie war freiberuflich im Kulturbereich tätig und hat so viele Projekte u.a. als Lektorin unterstützt. Seit 2013 ist Regina Szepansky als Projektleiterin der Ausstellungsinstallation „Wir waren Nachbarn − Biografien jüdischer Zeitzeugen“ im Rathaus Berlin-Schöneberg tätig gewesen.
Im Jahr 2012 war sie Mitglied der Jury des Oranienburger Toleranzpreises und 2014, 2016 und 2018 der Jury des Franz-Bobzien-Preises. Dieser Preis wird von der Stadt Oranienburg gemeinsam mit der Gedenkstätte und dem Museums Sachsenhausen verliehen.
Erst im Sommer 2019 wurde sie zum Beiratsmitglied der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten benannt.
Wir, die Mitglieder des Sachsenhausen-Komitees in der Bundesrepublik Deutschland e.V. und die internationale Gemeinschaft der im ISK zusammengeschlossenen Häftlingsorganisationen, trauern um eine liebe Freundin. Wir werden ihre hilfsbereite, bescheidene, empathische und freundliche Art sehr vermissen. Sie wird eine große Lücke hinterlassen. Regina wird stets einen Platz in unserem Herzen haben.
Unser tiefes Mitgefühl und unsere aufrichtige Anteilnahme gelten ihrem Mann und ihrer Tochter.
Im Namen der Mitglieder des Sachsenhausen-Komitees in der Bundesrepublik Deutschland e.V. und des Internationalen Sachsenhausen Komitees
Andreas Meyer
Stellvertretender Präsident des Internationalen Sachsenhausen Komitees
Vorsitzender des Sachsenhausen-Komitees in der Bundesrepublik Deutschland e.V.
Das Internationale Sachsenhausen Komitee und das Sachsenhausen-Komitee in der Bundesrepublik Deutschland e.V. trauern um den ehemaligen Häftling Helmut Zwi Steinitz
Das Internationale Sachsenhausen Komitee und das Sachsenhausen-Komitee in der Bundesrepublik Deutschland e.V. trauern um den ehemaligen tschechischen Häftling Dr. Vojmír Srdečný
Mit großer Trauer müssen wir mitteilen, dass der langjährige Vizepräsident des Internationalen Sachsenhausen Komitees, unser Freund Vojmír Srdečný am 14. August 2019 im Alter von 99 Jahren verstorben ist.
Der Vorstand des Fördervereins der Gedenkstätte und des Museums Sachsenhausen e.V. für den Förderverein / November 2018
Zur Zukunft der Erinnerung – Sachsenhausener Erklärung
Wir, die Mitglieder des Fördervereins der Gedenkstätte und des Museums Sachsenhausen e.V., sind beunruhigt. Wir sind Nachkommen von Häftlingen, die überlebt haben oder ermordet wurden, von Tätern, Mitläufern und anderen Zeitgenossen des Nationalsozialismus. Wir kommen aus allen Teilen der Gesellschaft. Wir leben in Oranienburg, Berlin oder an anderen Orten.
App zu Außenlagern des KZ Sachsenhausen in Berlin
Am 13. Januar 2019 wurde im Festsaal des Abgeordnetenhaus von Berlin durch den Verein Initiative KZ-Außenlager Lichterfelde e.V. eine neue App freigeschaltet. Ihr Name lautet "Satellite Camps App" und sie beschäftigt sich mit 6 Außenlagern des Konzentrationslagers Sachsenhausen, die sich auf dem Berliner Stadtgebiet befanden. Im Mittelpunkt stehen die Außenlager Lichterfelde, Neukölln, Schönholz, Moabit/Müggelheim, Haselhorst und das Außenkommando Fichtenberg (Steglitz).
GEDENKSTÄTTEN ZUR ERINNERUNG AN DIE NS-VERBRECHEN IN DEUTSCHLAND RUFEN AUF ZUR VERTEIDIGUNG DER DEMOKRATIE
Die 7. Bundesweite Konferenz hat vom 11-13. Dezember 2018 in Berlin stattgefunden. Sie dient der Vernetzung der Gedenkstätten für NS-Opfern auf allen Ebenen.
Das Sachsenhausen-Komitee in der Bundesrepublik Deutschland trauert um sein Vorstandsmitglied und seinen Freund Jonny Valentin.
Jonny Valentin verstarb am 12.Januar 2019 im Alter von 94 Jahren in Magdeburg. Er gehörte zu den letzten deutschen Zeitzeugen, die noch über ihre Zeit im Konzentrationslager Sachsenhausen berichten können.
Liebe Freundinnen und Freunde.
mit tiefer Traurigkeit und großer Betroffenheit haben wir heute erfahren, dass unsere Freundin Renate Leuschner am 5. Oktober 2018 im Alter von 94 Jahren verstorben ist.
Renate Leuschner wurde am 9.9.1924 in Berlin geboren. Sie war Gründungsmitglied des Sachsenhausen-Komitees in der Bundesrepublik Deutschland e.V. und wirkte hier über viele Jahre mit großem Sachverstand im Vorstand mit.
Tatkräftig unterstützte sie die Arbeit des Internationalen Sachsenhausen Komitees. Besonders ihr unermüdliches und nachhaltiges Engagement für die ehemaligen Häftlinge aus Russland, Belorussland und der Ukraine haben ihr große Anerkennung eingebracht und wird für alle unvergesslich bleiben.
Ihre menschliche Wärme, ihre tiefe Herzlichkeit, ihre Solidarität, ihre nie versiegende Freundlichkeit, ihre große Bescheidenheit, ihre außergewöhnliche Energie und Verbundenheit wird uns allen sehr fehlen.
Wir verlieren mit Renate Leuschner eine gute Freundin, eine engagierte Mitstreiterin und eine große Internationalistin!
Der norwegische Überlebende Bernt Lund ist neuer Präsident des Internationalen Sachsenhausen Komitees
Präsidiumssitzung in Oranienburg
Das Präsidium des Internationalen Sachsenhausen Komitees hat heute (20. April 2018) in Oranienburg Bernt Lund zum neuen Präsidenten gewählt. Der 93-jährige norwegische KZ-Überlebende tritt damit die Nachfolge von Roger Bordage an, der im August 2017 verstorben ist. Als stellvertretender Präsident wurde Andreas Meyer (Deutschland), als Generalsekretär Dik de Boef (Niederlande) und als Schatzmeister André Lassague (Frankreich) wiedergewählt.
ISK-Generalsekretär Dik de Boef sagte nach der Wahl: „Wir sind Bernt Lund außer-ordentlich dankbar, dass mit ihm noch einmal ein Zeitzeuge an der Spitze des ISK steht.“
Der 1924 in Oslo geborene Bernt Lund stammt aus einer sozialdemokratischen Familie, die politische Flüchtlinge unterstützte und Widerstand gegen die deutsche Besatzung leistete. 1942 wurde Lund von der Gestapo verhaftet und in das norwegische KZ Grini verbracht. Im März 1944 kam er in das KZ Sachsenhausen. Nach dem Krieg studierte er Politikwissenschaften. Lund war lange Jahre als Diplomat für den Auswärtigen Dienst Norwegens tätig, u.a. als Botschafter in Namibia. Seit vielen Jahren vertritt er die norwegischen Sachsenhausen-Überlebenden als Vizepräsident des Internationalen Sachsenhausen Komitees.
(Text und Bild sind entnommen aus: http://www.stiftung-bg.de/gums/de/)
Die nächsten Termine in der Gedenkstätte:
Über geplante Veranstaltungen in der Gedenkstätte informiert auch die Website der Gedenkstätte:
http://www.stiftung-bg.de/gums/de/
Gedenkveranstaltung und Einweihung des Denkmals für die am 11. Oktober 1944 ermordeten 27 Häftlinge.